Auch Sperrwerke spielen eine Rolle, wenn die maßgeblichen Planer die Art des Küstenschutzes bedenken. Sehr bewährt hat sich z. B. das Leda-Sperrwerk. Mit ihm ist die Wassernot früherer Zeiten im Leda und Jümmegebiet zum größten Teil abgewehrt. Die Deiche halten nur das tägliche Hochwasser im Zaum. Das Sperrwerk hat auschließlich die Funktion, eine Sturmflut zu kehren oder abzuwehren. Es ist bei normalen Wetterverhältnissen geöffnet, der Fluss kann entwässern und seine Vorflutfunktion erfüllen, aber bei Sturmflutdrohung (Warnung gesteuert durch Pegelstation Borkum) werden alle fünf Tore gesenkt.
Wenn das Schlechtwetter mit starkem Niederschlag länger anhält und das Binnenwasser sich staut, nimmt ein großes Speichergebiet in der Nähe des Sperrwerks das Wasser auf (Entlastungspolder). Das Leda- Sperrwerk hat sich bei mehreren Sturmfluten, auch 1962, hervorragend bewährt; die nicht geringen Kosten des Werks haben sich längst „amortisiert“.
Das gilt auch für andere Sperrwerke im Küstengebiet der Deutschen Bucht. Direkt an der Küste in Schleswig-Holstein erfüllt z. B. das bekannte Eider-Sperrwerk seinen erfolgreichen Dienst der Sturmflutkehrung und Entwässerung.
Das Ems-Sperrwerk bei Gandersum auf der rechtsemsischen, bei Nendorp und Ditzum auf der Rheiderlandseite hat eine Doppelfunktion. Zum einen wehrt es hohe Sturmfluten ab und besorgt natürlich auch die Entwässerung, denn bei normalen Verhältnissen bleiben alle Tore geöffnet, zum andern ermöglicht es tief gehenden Schiffen durch eine Binnenstauung, die Seeschifffahrtsstraße Ems zu passieren.
Die Deichacht beteiligt sich nicht an der Diskussion über den Sinn dieser beiden Sperrwerkfunktionen, sondern sie wacht über die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn der Strom mitten in seinem Lauf bei hohem Wasserstand gesperrt wird. Welche Auswirkung hat die Sperrung auf die Deichstrecke der Rheider Deichacht, die nicht durch das Sperrwerk geschätzt ist, nämlich den Dollartdeich und auf das 1988 hervorragend gesicherte Fischerdorf Ditzum. (Das Geschehen beobachten natürlich auch die rechtsemsischen und die holländischen Deichachten.) Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, dass der mit dem Sperrwerk erreichte Sicherheitsstandard deutlich über dem liegt, der durch fortlaufende Anpassung der Deiche erreicht werden kann. Das gilt für die Deiche, die oberhalb des Sperrwerks liegen. Inzwischen wurde diese Tatsache durch die Abwehr hoher Sturmflutwasserstände bestätigt, denn die Sturmflut im Januar 1994 erreichte an der Ems höhere Flutmarken als 1962.
Nach Berechnungen, die nach Modellmessungen erstellt wurden, sollte eine Sturmflut unterhalb des Sperrwerks nur 12 Zentimeter höher steigen, als sie ohne Sperrwerk auflaufen würde. Das hat sich nicht ganz bestätigt. Bei einer Sturmflut im November 2006 beobachtete man ein sehr schnelles Ansteigen der Flut mit deutlich höheren Werten (ca. 50 cm). Die Behörden sprachen von einem Computerfehler. Bleibt zu hoffen, dass moderne Rechner leistungsfähiger sind und genauere Auswertungen bieten. Die Deichachten werden auf jeden Fall wachsam sein und die Wirkungen des Sperrwerks laufend beobachten. Eine Deicherhöhung wird bereits erwogen.